Nachfolge im Unternehmen – Die Übergabe innerhalb der Familie: in 5 Schritten zum Erfolg
Eine erfolgreiche Unternehmensübergabe innerhalb der Familie erfordert vor allem Offenheit – ein gemeinsames Verständnis zu den Stärken und Schwächen von Altgesellschafter(n), Nachfolger(n), Mitarbeitern und strategischer Unternehmensausrichtung – sowie die Bereitschaft zu dauerhaftem Ausgleich und kontinuierlicher Kommunikation.
Die wenigsten Unternehmer werden rechtzeitig aktiv
„Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark, doch manchmal stärkt uns gerade das loslassen“ (Hermann Hesse) – auch und gerade, wenn es für uns Unternehmer um das eigene Familienunternehmen geht. Der richtige Zeitpunkt für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe bemisst sich nicht daran, ob wir glauben, noch gebraucht zu werden, sondern daran, die Chance zu ergreifen, einen geeigneten Nachfolger innerhalb der Familie frühzeitig an das Unternehmen zu binden, einzuarbeiten und ihn, die Mitarbeiter und das Unternehmen mit der eigenen Erfahrung auf dem weiteren Weg konstruktiv zu begleiten.
Schritt 1: Der richtige Nachfolger
Die wichtigste Frage lautet also: Habe ich einen geeigneten Nachfolger innerhalb der Familie – und geeignet meint nicht nur gewünscht seitens des Nachfolgers und des Unternehmers, sondern auch objektiv befähigt? Woran mache ich das fest? Neben dem klaren Selbstverständnis des Nachfolgers als Unternehmer und seinem unbedingten Willen, zu Gestalten und zu Führen, empfiehlt es sich, auch objektive Kriterien in die Entscheidung einzubinden. Was motiviert den Nachfolger, wie kommuniziert er und wie hoch ist seine emotionale Intelligenz, sich in unterschiedlichen Situationen mit unterschiedlichen Gesprächspartnern konstruktiv und erfolgreich einzubringen und zu behaupten?Verschiedene wissenschaftsbasierte Analysen wie beispielsweise INSIGHTS MDI Talent Insights Trimetrix EQ liefern hier gute und vor allem objektive Erkenntnisse.
Schritt 2: Der richtige Weg
„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ (Franz Kafka). Ein gut durchdachter Plan mit Meilensteinen auf dem Weg zur Unternehmensübergabe ist wichtig. Noch wichtiger ist, ihn auch umzusetzen, fortlaufend zu hinterfragen und nicht zu zögern, diesen an sich verändernde Rahmenbedingungen immer wieder anzupassen. Wesentliche Punkte, die es zu berücksichtigen gilt, sind steuerliche, schenkungs-, erbschafts- und gesellschaftsrechtliche Fragestellungen sowie die sozialversicherungsrechtliche- und Altersversorgungs-Situation, die Kommunikation an unternehmensexterne Geschäftspartner sowie die Kommunikation im Unternehmen an Führungskräfte und Mitarbeiter. Eine enge und regelmäßige Abstimmung mit Steuerberater, Rechtsanwalt und einem auf Unternehmensnachfolgen spezialisierten Berater ist wichtig, um den individuellen Anforderungen und Bedürfnissen einer jeden Unternehmensnachfolge Rechnung zu tragen.
Schritt 3: Die richtige rechtliche und steuerliche Ausgestaltung
Gleich zu Beginn gilt es zu klären, wann welche Schritte auf dem Weg zur Unternehmensübergabe erfolgen sollen. Dies umfasst Zeitpunkt und Voraussetzungen für (1) den Eintritt des Nachfolgers in das Unternehmen, sofern noch nicht erfolgt, (2) die Erteilung von Prokura, (3) die Übergabe der Geschäftsführung, (4) den Geschäftsverteilungsplan bei mehreren Geschäftsführern, (5) Geschäftsordnung, (6) gegebenenfalls Etablierung eines Beirats und Beiratsordnung, (7) das Ausscheiden des Altgesellschafters und (8) den Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen (Schenkung oder Verkauf) für den Übergang der Gesellschaftsanteile (in Schritten oder gesamthaft). Neben der optimalen steuerlichen und erbrechtlichen (Achtung: Pflichtteilsansprüche weiterer Kinder des Unternehmers) Ausgestaltung führt die hierdurch gewonnene Klarheit nicht nur zu Verbindlichkeit zwischen Altunternehmer und Nachfolger, sondern erleichtert auch die Kommunikation der Unternehmensnachfolge innerhalb und außerhalb des Unternehmens und reduziert so die Unsicherheit bei allen Beteiligten.
Schritt 4: Die richtige Kommunikation im Unternehmen
Hier liegt der eigentliche Schlüssel zur erfolgreichen Unternehmensübergabe. Wichtig ist die Kommunikation mit den Mitarbeitern nicht als einmaliges Erfordernis zu sehen, um über den Sachverhalt an sich zu berichten, sondern als einen andauernden Prozess, der den Mitarbeitern das Gefühl gibt, Teil des unternehmerischen Wandels zu sein und ihnen gleichzeitig die Verpflichtung auferlegt, diesen aktiv mitzugestalten. Unabdingbar hierfür sind inhaltlich und zeitlich eng aufeinander abgestimmte Informationsveranstaltungen und Regeltermine für Führungskräfte und Mitarbeiter, die über einen Zeitraum von zwei Jahren regelmäßig stattfinden und aufeinander aufbauen. Ziel ist es, die ganz selbstverständlichen Unterschiede in Verhalten, Motivation und strategischer Zielsetzung zwischen Altgesellschafter und Nachfolger zunächst herauszuarbeiten, für alle transparent zu machen und Kontinuität im Wandel durch eine gemeinsame Klammer von Werten und Traditionen sicherzustellen, die von allen Mitarbeitern und Führungskräften gemeinsam mit dem Altgesellschafter und Nachfolger geteilt und getragen werden.
Schritt 5: Die richtige Kommunikation an unternehmensexterne Geschäftspartner
Nach der Kommunikation der Unternehmensnachfolge an Führungskräfte und Mitarbeiter des Unternehmens ist zeitnah die Kommunikation an wichtige unternehmensexterne Geschäftspartner sicherzustellen. Je nach Wichtigkeit erfolgt die Kommunikation telefonisch mit Vereinbarung eines persönlichen Kennenlerntermins mit Altgesellschafter und Nachfolger im nächsten Quartal (A-Kunden und A-Lieferanten, Banken), per email mit Vereinbarung eines persönlichen Kennenlerntermins mit Altgesellschafter und Nachfolger im übernächsten oder dem darauffolgenden Quartal (B-Kunden und B-Lieferanten) oder ausschließlich per mail (C-Kunden und C-Lieferanten).
Die richtige Umsetzung für Ihr Unternehmen
Das Thema Unternehmensnachfolge ist äußerst komplex und individuell. Die obigen Ausführungen liefern daher auch nur einen allgemeinen Orientierungsrahmen. Wenn Sie konkrete und auf Ihre spezielle Situation angepasste Unterstützung benötigen, Feedback geben oder Anregungen mitteilen möchten, melden Sie sich jederzeit gerne bei mir persönlich. Ich freue mich darauf von Ihnen zu hören.